Schrottophonie
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Tonhalle Düsseldorf

Schrottophonie: In der Tonhalle gibt's was auf die Ohren

Ferienworkshop für Kinder zwischen 8 und 13 Jahren

Düsseldorf (dto). Normalerweise erfüllen die feinen Klänge von Geigen die Tonhalle, perlen Flöten- und Klarinettentöne durch den Raum. Doch wer in diesen Tagen den Hentrich-Saal betritt, braucht ein dickes (Trommel)-Fell: Für Kinder zwischen 8 und 13 Jahren findet der Ferienworkshop "Schrottophonie" statt, und da wird mitunter richtig Krach gemacht.
Die beiden Jazzmusiker Guido Schlösser und Richard Ortmann aus Dortmund haben sich das ungewöhnliche Musik-Projekt ausgedacht, bereits seit drei Jahren veranstalten sie zahlreiche Kurse für Kinder. Damit die "Schrottophonie" entstehen kann, haben sie zahlreiche "Instrumente" mitgebracht, die sie auf Schrottplätzen und Müllhalden gefunden haben: Verrostete Tonnen, alte Backbleche, ein verbeulter Waschzuber aus Zinn, allerlei große und kleine Töpfe aus Metall, von denen die Farbe abgeplatzt ist. Guido Schlösser: "Das sind Geräte, die keiner mehr braucht, die aber alle sehr schön klingen und kinderleicht zu spielen sind."
22 Kinder haben sich am Montagnachmittag in der Tonhalle versammelt, sie beäugen neugierig, was für ein "Orchester" da vor ihnen aufgebaut ist. Kaum einer kann sich vorstellen, was ihn in den nächsten 2,5 Stunden erwartet. Die Brüder Adrian (11) und Joshua (8) glauben, dass sie "vielleicht Krach machen" können. Auch die 12-jährigen Zwillingsschwestern Lea und Sarah und ihre Freundin Lykke (11) sind sehr gespannt. Ihr Vater singt in einer Band, hat den Mädchen den Workshop vorgeschlagen. Die waren gleich Feuer und Flamme: "Wir mögen Schrott", erzählen sie lachend.
Schlösser und Ortmann verschwenden keine Zeit auf lange Erklärungen. Kurz demonstrieren sie in einem improvisierten Stück, welche Klänge den verschiedenen Schrott-Instrumenten zu entlocken sind. Die Kinder recken die Hälse, hören aufmerksam zu, kichern mitunter, wenn sich ein Geräusch besonders komisch anhört. Und dann kommt das ersehnte Signal: "Jetzt seid ihr dran!" Drei Jungs stürmen direkt zu drei weißen Schüsseln, offenbar haben deren Geräusche sie bei der Vorführung der Workshop-Leiter besonders beeindruckt. Als jedes Kind ein Spielgerät gefunden hat, geht ein ohrenbetäubender Krach los: Die "Schrottophoniker" trommeln und donnern und hauen drauflos, so dass so mancher Feingeist verzweifeln würde. Die Kids scheint die Lautstärke nicht im mindesten zu stören, sie sind mit vollster Konzentration bei der Sache. Nach einigen Minuten haben sie sich ausgetobt; Richard Ortmann verschafft sich mit einem gellenden Pfiff Ruhe, und nun kann die Orchesterarbeit losgehen.

Vier Jungs werden zum "Schepperquartett"

Kleine Gruppen werden gebildet, Dirigentenzeichen erklärt, hier und da eine Stockhaltung korrigiert - "sonst wird das auf Dauer zu anstrengend". Drei bis vier Kinder erarbeiten kurze Stücke, die am Schluss zur großen "Schrottophonie" zusammengefügt und aufgeführt werden, wenn die Eltern zum Abholen kommen. "Band 1" macht ruhige, fast meditative Geräusche, die an Pulsschläge erinnern. "Band 2" wird zum "Schepperquartett", die vier Jungs dürfen richtig Krach machen, dabei aber nicht den Takt vergessen. Die nächste Band entlockt den "Instrumenten" einmal ganz andere Geräusche, Schüsseln werden über den Parkettboden gerieben, Stöcke über Kanten geschrabbt. Ganz spielerisch vermitteln Schlösser und Ortmann klassische musikalische Strukturen wie Metrum und Rhythmus. Und die Kinder sind mit Herz und Seele dabei. Doch die größte Begeisterung steht ihnen ins Gesicht geschrieben, wenn das ganze Orchester fortissimo spielt. Am Ende des Workshops kriegen die Eltern richtig was auf die Ohren.
Nach gut zwei Stunden ist eine rund 10-minütige Schrottophonie entstanden, mit Soli- und Tutti-Parts, mit Crescendo und Diminuendo, ruhigen und aufbrausenden Teilen, unterschiedlichster Rhythmik, sogar Ansätzen von Melodie. Die Workshop-Leiter Schlösser und Ortmann haben ein Konzept gefunden, wie man mit 20 Kindern sofort Musik machen kann, ohne dass die erst komplizierte Instrumente erlernen müssen. Und so ganz nebenbei vermitteln sie Tugenden, die in der heutigen Gesellschaft oft zu kurz kommen. Guido Schlösser: "Die Kinder müssen lernen, richtig hinzuhören und einander zuzuhören. Sie werden für ihre Umwelt sensibilisiert." Und wenn man dabei mit Schlagzeugstöcken auf eine rostige Wanne donnern kann, macht das doch gleich doppelt Spaß.
Von MARITA INGENHOVEN
Erschienen 27.10.2003, RP Online, Düsseldorf


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